Dienstag, 8. August 2017

7.8.2017 Von Brighton nach Cowes

Um 8.00 Uhr war der Wind immer noch etwas frisch, aber ich ging Duschen und bereitete das Frühstück für unterwegs vor und wollte dann um 9.30 Uhr entscheiden, ob ich Richtung Isle of Wight auslaufe oder nicht. Nochmal alle Wetterbericht überprüft. Alle sagen abnehmende Winde voraus. Leider Wind aus SW, aber damit muss man wohl in England bzw. in der ganzen Region Ärmelkanal rechnen, die vorherrschende Windrichtung ist meistens W bis SW. So ist es. Aus der Marina Brighton ausgelaufen, stand immer noch eine Welle vom Vortag und ich motorte erst mal genau auf Kurslinie. Die zwar kleinen, aber "angriffslustigen" Wellen schaukelten Schlump und mich durch. Deshalb bechloss ich Segel zu setzen und einen Westkurs zu segeln, eigentlich wäre SW angesagt, aber da kam ja der Wind her. So segelte ich ne ganze Weile und dann motorte ich wieder nach SW und das Ganze ncohmal von vorne. Immerhin hielt die Wettervorhersage und der Wind blies mit max. 4 Bf. Nach ca. 5 Std. segelnd und motorend hatte ich Selsey Bill errreicht, eine Landspitze, die die Grenze zum Solent markiert, der Solent ist das Seegebiet zwischen der Isle of Wight und dem Festland. Ab da konnte ich wieder segeln, denn es ging auf NW Kurs. Zum Glück hatte sich der Wetterbericht zu meinen Gunsten geändert, denn statt einschlafender Wind blieb es bei 4 Bf und ich konnte im Solent Richtung Portsmouth und Cowes mit bis zu 7kn segeln. Herrlich! So kann Segeln auch sein! Und der "gefürchtete" Strom gegenan, den man als langsam Segler nach 6 Stunden immer hat? Der blieb aus! Im Solent gibt es ein doppeltes Hochwasser und die Strömungen und Tide werden nach dem Stand des Niedrigwassers berechnet. Ich habs nicht ganz verstanden, aber trotz Strom gegenan, der in den Navionics Karten angezeigt wurde, lief Schlump immer noch über 6 kn und der Strom war noch mitlaufend. Seltsam, aber sehr erfreulich. Im Solent fährt auch die Großschifffart nach Portsmouth und Southhampton, da lohnt sich ab und zu ein Blick zurück. Aber das AIS warnt auch vor den großen Schiffen. Vergessen zu erwähnen hatte ich, dass in dem Gebiet vor der Selsey Bill eine Unmenge von Schiffernetzen ausgebracht waren, die erst ganz spät zu erkennen waren. Hier sollte man nachts nicht durchfahren!
Gegen 18.00 Uhr war ich kurz vor Portsmouth. Die Marinas von Portsmouth sind ca. 5 sm früher zu erreichen als Cowes. Da ich gut in der Zeit war, der Wind immer noch für Vortrieb sorgte und der Strom noch nicht gekippt war, warum auch immer?, entschied ich mich weiter nach Cowes zu segeln.
Kurze Zeit später kam ein Riesenschiff immer näher, zuerst dachte ich, es liegt vor Anker, aber das AIS (mein automatisches Schiffsidentifizierungssystem) sagte mir, dass es mit 14,5 Kn in meine Richtung unterwegs ist. Also Motor an und schnell nach links aus dem Fahrwasser. Der Motor blieb dann auch an, denn jetzt kippte langsam der Strom und meine Fahrt ging von 6 auf 5 Knoten zurück ( zur Erinnerung: 1kn = 1,851 km/Std) An Portsmouth vorbei kamen von links und rechts Schnellfähren, Hoovercrafts und andere Fähren. Aber die sind so schnell, dass man eigentlich nicht in eine besondere Gefahr gerät.


Die schwarzen Dreiecke bedeuten Gefahr,  die hellen keine Gefahr! Schlump ist im Zentrum. Die schwarzen Dreiecke sind aber im inneren Kreis noch knapp 2 km entfernt!





Der Gegenstrom nahm dann doch auf ca. 1,7 kn zu, also dauerten die letzen 7 Meilen noch zwei Stunden, wie gewonnen so zerronnen. Aus den gedachten 9 Std. wurden dann doch die 10 Stunden, 49 sm, immerhin im Schnitt ca. 5kn. Der Tidenvorteil hat sich egalisiert. In Cowes angekommen hatte ich wieder das Problem, dass die Port Control mir zwar einen Platz mitgeteilt hat, aber ich verstehe das leider nur sehr schwer bis gar nicht. Nach einigen kleinen Hafenrunden im Cowes Yacht Haven kam ein freundlicher Hafenmitarbeiter und zeigte mir meinen Längsseitsliegeplatz an der Außenmole. Übrigens der letzte freie Platz längsseits. Glück muss man haben. Wäre ich gestern oder noch früher gekommen, hätte ich wegen der Cowes Sailing Week pro Nacht ca. 100 £ zahlen müssen und so zahle ich für zwei Nächte nur 25 £, da der Cowes Yachthaven Mitglied im Transeuropemarinas ist und da bekomme ich 50% Ermäßigung, Werner sei dank! Beim längseits liegen hat der freundliche Marinamitarbeiter die Leinen angenommen und ein Deutscher, der mit seiner Yacht "Lisa" gegenüber liegt. Nachdem er wussste, dass ich 10 Std. unterwegs war, hat er mich auf seine ca. 20 m SegelYacht (superschön, sehr gepflegt, alter Riss, aber alles vom Modernsten und Feinsten) zum Essen eingeladen, aber ich habe nicht zugesagt, denn ich musste erst Mal nach diesen 10 Stunden ankommen und zu mir finden. Hab mich gefunden, trinke noch einen Rotwein und schlafe dann aus. Morgen ist Hafentag! Übermorgen geht es dann mit NW!!!!! nach Portland, wieder knapp 50 sm.
Hatte ich eigentlich erwähnt, dass Cowes zu der feinsten Adresse im Segelsport gehört? Hier wurde der Admirals Cup begründet. Hier wurde der Segelsport quasi geboren oder erfunden, hier sind die edelsten Yachten jährlich zur Cowes Sailing Week versammelt. Schlump gehört jetzt auch dazu, zwar etwas verspätet, aber dabei sein ist alles!
MUST HAVE!

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