Samstag, 26. August 2017

23.8.2017 Von Falmouth nach Camaret sur Mer/Brest

Der Wetterbericht passte und um 11.00 britische Sommerzeit lief ich aus, moderater Wind aus WSW wie vorhergesagt. Noch einen kleinen Schlenker um das Großsegel zu setzten, das sollte man immer gegen den Wind machen. Und dann begann der erste große Schlag nach Süden durch die Nacht. Falmouth blieb im Fahrwasser achteraus und in Fahrtrichtung vorne lagen einige große Pötte auf Reede/vor Anker.







Der Wind nahm etwas zu, ich machte über 7 Knoten Fahrt, also ein Reff eingebunden. Schon war die Fahrt deutlich ruhiger und nicht wesentlich langsamer. Ein anderes Segelboot begleitete moch eine zeitlang und ich dachte, der fährt auch nach Frankreich, aber er drehte nach einiger Zeit ab und segelte wohl die englische Südküste weiter bis Lands End, der südwestliche Zipfel von England, wenn man von den Scilly Islands mal absieht.




Und so segelte ich in die Abenddämmerung hinein. Sonnenuntergänge habe auf dem Meer was ganz besonderes. Die könnten eigentlich noch viel länger dauern, so schön ist das. Ganz im Gegenteil zu den Sonnenaufgängen, die könnten viel schneller passieren, da wartet man Stunde um Stunde bis es endlich hell ist. 




 Als es richtig dunkel war, gab es eine Menge Lichter zu entdecken. ich holte mir mein Reeds Skipper Handbuch und las erst mal nach wie die Lichterführung von größeren Schiffen aussieht. Und da stand: Schiffe über 50m Länge führen vor Anker zwei weiße Rundumlichter, von denen das am Heck etwas höher ist als das am Bug. Und solche Begegnungen hatte ich dreimal, nur lagen die nicht vor Anker, sondern ließen sich treiben. Dank AIS konnte ich sehen, wo die sind und stellte fest, die lagen nicht vor Anker, sondern trieben mit bis zu 6 Kn auf dem Wasser. So schnell war ich gerade mal. So hatte ich dann auch keine Probleme diese Riesenschiffe ( ca. 200 m) am Heck zu passieren. Aber schon spannend! Dann gabs da noch ein Fischereifahrzeug, das genau meinen Kurs kreuzte, aber das wars dann auch schon. Die andere Berufsschifffahrt bereitete mir leine Probleme. Immerhin querte ich den Anfang des Ärmelkanals!
So gings weiter in die nacht. ich begegnete noch zwei Segelbooten, die wohl Kurs auf Rostoff hatten, etwas östlicher als mein Ziel Camaret.. Leider schlief gegen 2.00 Uhr der Wind ein und ich musste motoren. Plötzlich brodelte es auf der Steuerbordseite (rechts!) und tatsächlich Delphine schwammen kreuz und quer neben Schlump. Aber sie spielten nicht mit dem Boot, sondern sie jagten Fische, die immer wieder seitlich  aus dem Wasser sprangen. Ein beeindruckendes Schauspiel, das mich wach hielt und bis 6.00 Uhr dauern sollte.



Natürlich habe ich versucht, das Ganze auf Fotos festzuhalten, aber leider viel zu dunkel. Schade!



So sieht das im Dunkeln im Cockpit aus. Ich habe immer wieder die Zeit überprüft, denn ich musste gegen 7.30 BST querab am Leuchtturm du Four sein. Dort gibt es im sogenannten Chenal du Four eine innere Passage, die aber einen starken Strom bis 5 kn hat und den sollte man nicht gegenan haben.  7.30 Uhr hat nicht ganz geklappt, aber eine gute Stunde später war ich da. Und so musste ich nicht den Plan B (Rainer und Beate vielen Dank!) auspacken, das wäre Le Aber-Wrach gewesen, ein Hafen kurz vor dem Chenal du Four.. Vor der Fahrt zum Chenal wurde es hell, gottseidank!


Der Sonnenaufgang ist wunderschön, aber er dauert sehr lange, gefühlt viel länger als der Sonnenuntergang. Wahrscheinlich sehnt man sich nach einer langen dunklen Nacht des Segelns auf einen rascheren hellen Morgen. Inzwischen kamen auch die Leuchtfeuer des französischen Festlands in Sicht. Ca. eine Stunde später als geplant, wr ich am Chenal du Four, das ist eigentlich kein Kanal, sondern eine Meerenge zwischen der Ile de Quessant und dem Festland und da ist ein ziemlich starker Strom. Ich hatte ruhige Bedingungen, obwohl Springzeit ( da ist Voll- oder Neumond und dann ist das Hochwasser besonders hoch und das Niedrigwasser besonders tief und der Tidenstrom besonders stark!)  
Der Strom lief immer stärker siehe Bild!



9,3 Kn Fahrt über Grund. Fahrt durch Wasser ca. 4 kn, also über 5 kn Strom! Das ist sehr viel! Denn unter Motor laufe ich gerade mal 6 kn. Da sollte man den Strom immer mit sich haben. Wegen der "wilden" Bedingungen konnte ich mich nur noch festhalten, Augen zu und durch.


Es war ja schon eine zeitlang hell und ich war auch fast die ganze Zeit hellwach, das war auch hier im starken Strom notwendig.  Am Ende des Chenal du Four bog ich in die Bucht von Camaret ein und was war das da vorne? Da kabbelte sich das Wasser beträchtlich! Wellen brachen sich und es wurde unruhig. Im nachhinein wurde mir klar, der Strom des Chenal du Four ging grob gesagt von Nord nach Süd, aus der Bucht von Brest ging der Strom bereits von Ost nach West und da, wo sich die beiden Strömungen trafen, gab diese ziemlich hohe unruhige sehr kabbelige Welle. Wenn da auch noch ein starker Wind bläst. dann möchte ich da nicht sein. Habe nochmal im Reeds nachgelesen, aber dazu nichts gefunden. Also lieber Segler, aufgepasst. Lieber zu Hochwasser Brest oder etwas früher am Leuchtturm Le Four sein, dann gibts in der Bucht von Camaret keine Probleme.
Nachdem ich das Kabelwasser durchquert hatte, kam noch eine unangenehme Überraschung. Eine Nebelbank. Ich hatte davon gelesen, dass im Ärmelkanal ganz plötzlich Nebelbänke auftreten können, die hatte ich dort zum Glück nicht, aber jetzt. In 10 Minuten war ich vom Nebel um geben. Zum Glück noch etwas Sichtweite von ca. 50 m.



Das waren jetzt die weniger guten Nachrichten. Vorher gabs noch im Chenal du Four die Begegnung der besonderen Art. Erneut Delphine!




Und dann kam endlich der Hafen von Camaret sur Meer in Sicht.




Nach 122 sm und 25,5 Std. Fahrt von Falmouth/ England nach Camaret/Frankreich habe ich um 12.30 Uhr britische Sommerzeit oder 13.30 mitteleuropäische Sommerzeit in Camaret festgemacht. Es war mein zweiter Nachttörn und der erste alleine. Spannend wars, das Morgenlicht hätte viel schneller kommen können und ich war sehr froh wieder im Hafen sicher zu liegen. Ich hatte das Gefühl, im Süden anzukommen, es war heiß, ich zog erst mal alle Segelklamotten aus und klarte das Schiff auf.

Im Camaret habe ich mir in einem Fischgeschäft 6 Austern gekauft, die ich ja für mein Leben gerne Essen ( der Gert denkt jetzt wahrscheinlich wieder an was anderes oder?) und eine gute Flasche dazu aufgemach und für mich gedacht, so eine Nachtüberquerung alleine reicht. Es müssen nicht zwei oder drei sein. Eine gute Erfahrungnzu merken, dass es geht, aber auch zu merken, mehr muss es nicht sein. Camaret hat mich mit Sonnenschein empfangen, ein richtig schöner Hafen, wirkt viel südlicher als es in England war, viele Buchten mit einsamen Sandstränden. Einfach toll! Ich hab ja jetzt 1,5 Wochen Zeit die Gegend hier zu erkunden, bis Christian und Malte nach Brest kommen. Übrigens steht auf der der Logge (Kilometerzähler) etwas über 1200 sm, das sind gute 2000 km.
Ich gehe jetzt schlafen und hole die "verlorene" Nacht nach!

1 Kommentar:

  1. Chapeau bas pour cet exploit! Glückwunsch WALTER! Du hast es geschafft! Ein neues Gastland, ein wunderbares Segelrevier, jetzt wirst Du unser Segelrevier entdecken und erkunden. Wir freuen uns sehr mit Dir. Geniesse die Tage im Hafen und an Land, sag uns Bescheid, wenn Du ein paar Auskünfte für einen Winterplatz brauchst. Alles Liebe und ein schönes Wochenende in der "kleinen" Bretagne wünscht Dir die Crew der Ptithom3

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