Heute war der bisher längste Törn angesagt, ca. 50 sm, aber auch diese für Ostseesegler lange Distanz für eine Tagesetappe, ist dank mitlaufender Strömung relativ schnell zu bewältigen. Mal abgesehen vom Aufenthalt in der durch die Schleusung bedingten Roompot-Sluis, habe ich die Strecke in 8 Stunden geschafft. Fahrt durchs Wasser eigentlich konstant 5 Knoten, aber Fahrt über Grund (das ist das, was der Tacho im Auto anzeigt) zwischen 6 und 7 Knoten, wie gesagt, weil die Strömung mitläuft, sofern man richtig geplant hat. Und diese richtige Planung bedeutet in der Regel mit dem Flut-Hochwasser oder etwas davor oder später auszulaufen und das heißt dann für mich sehr früh aufstehen, der Wecker klingelt sehr oft gegen 6.00 Uhr, eigentlich habe ich im Ruhestand andere Aufstehuhrzeiten im Sinn.
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In der Mitte erkennt man 6,6 Kn Fahrt über Grund. Links (Speed) werden 5,1 Kn angezeigt. Also Strömung 1,5 Kn |
So gings heute Früh um 7.30 Uhr los. Nach 10 sm kam die Maasmündung (Hoek van Holland genannt), das ist die Hafenausfahrt von Rotterdam, einer der sehr großen Häfen in Europa. Vor der Querung sollte die Hafenkontrolle auf Kanal 3 angerufen werden, ob man queren darf. Diese Infos stehen alle in dem Reeds Nautical Almanac, der für alle Häfen von Dänemark bis zu den Azoren und die europäischen Küstenländer und die regionalen Gegebenheiten Empfehlungen und Hinweise gibt. Einziger Wermutstropfen, alles in Englisch. Nun gut, ich durfte queren. Den Motor brauchte ich nicht extra anzuwerfen, der lief soundso schon die ganze Zeit, da der Wind -wie angekündigt- ausblieb. Und so blieb der Motor auch für den restlichen Tag an. Überraschend war für mich der Schwell. Obwohl kein Wind rollte Schlump hin und her, ich hatte schon ein wenig das flaue Gefühl im Magen. Der Schwell war wohl noch vom Vortag, da hatte abends der Wind aufgefrischt. Unglaublich wie das Boot hin und her wackelt, trotz Flaute, das hatte ich bisher so noch nicht gehabt. Nach der Querung der Maasmündung wurde es ruhiger und ich konnte endlich frühstücken. Bei langen Strecken frühstücke ich eigentlich immer unterwegs, da spart man ne Menge Zeit und kann länger schlafen. Als Entschädigung für das lange Motoren schien den ganzen Tag die Sonne und ich hatte klare Sicht. Spannend wurde die Ansteuerung der Roompotsluis. Denn da wollte ich wieder in das "Binnenland" schleusen, um den Rest der Strecke durch die Niederlande über Veere, Middelburg und Vlissingen zu fahren, eine Strecke die als besonders sehenswert gilt. Bei der Schleuse angekommen, stellte ich einen Fehler fest, der nicht passieren sollte. Die Norderlandbrücke hatte eine in der Seekarte angegebene Durchfahrtshöhe von 17,70 m, mein Mast hat 14 m. Allerdings hatte ich mit einer Klappbrücke gerechnet. Ist aber keine Klappbrücke! Diese Info für alle Segler/innen, die einen höheren Mast haben! Dann muss man leider viele Seemeilen zurück!! Künftig werde ich alle Brückendurchfahrten genauer überprüfen. Die Schleusung war eigentlich kein Problem, die Leinen vorbereitet, aber es gab noch ein wenig Strom von hinten und die hintere Leine konnte ich befestigen, aber nicht die vordere. Der seitliche Wind trieb den Bug von der Schleusenwand weg und ich konnte keine vordere Leine mehr ausbringen. Also Motor an, etwas Gas, der Bug trieb wieder zur Wand, aber nicht nah genug, also nochmal und nochmal. Es hat dann geklappt, aber ich war schweißnaß. Und der Puls ging langsam runter. Zum Glück munterte mich der Segler, der vor mir lag auf und meinte: It was a hard work. Das war´s wirklich. Da denkt man, man hat alles im Griff und dann merkt man, das ist eben nicht so. Aber aus Fehlern lernen, in der nächsten Schleuse lege ich mich auf die Seite, auf die der Wind bläst. Nach der Schleuse hatte ich noch 3 Meilen bis zur Roomport Marina. Sehr viel Platz zum Anlegen, sehr komfortabel, Strand direkt neben der Marina, da war ich dann gleich zum ersten Mal in der Nordsee baden, um den Schleusenschweiß abzuwaschen. Das Wasser ist verglichen mit der Ostsee sehr sehr salzig. Morgen werde ich den örtlichen Mechaniker anrufen, um das Schraubenwellenproblem zu begutachten und ggf. zu reparieren.
Zwei freudige Überraschungen gabs bzw. gibts: Meine "Jugend"freundin Vera verbringt mit ihrer Tochter, Freund und Enkel seit zwei Wochen einen Urlaub ganz in der Nähe und hat mich vorhin mit dem Rad besucht und Morgen kommt mein Freund und früherer Arbeitskollege Klaus mit dem Auto angereist und will die nächsten Tage mit mir verbringen. Das sind doch gute Aussichten!
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Anfahrt zur Roompotsluis |
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Passt Schlump durch? Knapp. aber alles gut! |
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10 Minuten vorher sah´s ganz anders aus, schweißgebadet und total gestresst! |
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