Am 23.7.17 wieder frühes Aufstehen, Abfahrt um 7.30 Uhr, damit ich den Strom mit mir habe. So war es dann auch und ich konnte mit Südwestwind zügig entlang der französischen Küste Richtung Calais segeln. Aber dann, leider drehte der Wind sehr schnell auf West, also entschloß ich mich die restlichen 10 sm in Richtung Westen zu motoren. Dann hatte ich einen Kurs von 320 Grad, also nordwestlich, denn das Verkehrstrennunggebiet für die Berufsschiffahrt darf man nur im rechten Winkel queren. Der Plan ging auf, wenn auch gegen an motoren, nicht viel Spaß macht und eigentlich nicht ins Repertoire des Fahrtensegler gehören sollte. So konnte ich nicht ganz hart am Wind das Verkehrstrennungsgebiet queren, nicht ganz 20 sm. Der Wind nahm konstant zu und die Wellen wurden immer höher, aber Schlump steckt auch die Nordseewelle gut weg. Zum Glück schien die ganze Zeit die Sonne, mit guter Sicht. Die ca. 8 große Berufsschiffahrt war immer deutlich entfernt von mir, ich musste nicht ausweichen und dann stand wieder eine Kursrichtung nach Westen an um Dover in ca. 10 sm zu erreichen. Ich habe das nur kurz versucht, denn 3 Komponenten erinnerten mich eine Regel der Fahrtensegel, nicht gegen den Wind, nicht gegen den Strom, nicht gegen die Wellen. Und da alle drei gegen mich waren, wendete ich und legte Kurs auf Ramsgate an, das liegt zwar ca. 10 sm in der "falschen" Richtung, aber sofort segelte Schlump mit halben Wind (genau von der Seite) mit deutlich über 8 Kn, denn der Strom war nun auch mit mir. Das war eine Freude. Ich hatte nur das gereffte Groß stehen und kein Vorsegel, und der Wind hatte auch deutlich zugenommen und blies meisten zwischen 25 und 30 Kn, manchmal auch drüber. Aber auf diesem Kurs hat es sogar etwas Spaß gemacht. Richtigen Spaß hatten ziemlich viele englische Segler, einige von denen hatten sogar den Spinacker gesetzt (riesiges Vorsegel), alle hattten volle Segel gesetzt und rauschten schnell an mir vorbei. Die hatten ihren Spaß und ich war zufrieden. Die letzten 4 sm musste ich allerdings wieder gegen den Westwind anbolzen, aber mit Motor gings, die Wellen waren wegen des flachen Wassers und Landnähe nicht sehr hoch, aber klein, kurz und "giftig". Zum Glück ist der Motor stark (28 PS) und so wie es aussieht, ist die Welle in Ordnung. In England muss man bei den meisten Häfen über Funk oder Telefon um Erlaubnis bei der Ein- und Ausfahrt fragen. Diese bekam ich und ich sollte im Hafenbecken auf Kanal 80 auf weitere instructions warten. Ich wartete längere Zeit und dann rief ich noch mal die port control an. Viele Engländer sprechen sehr schnell und teils Oxford Englisch, deswegen bat ich nochmal um eine langsame Wiederholung und jetzt verstand ich " dear Sir, you are lying on a sandbank!" Ich war irritiert. Hatte mich schon gewundert, dass Schlump trotz relativ starkem Seitenwind sehr stabil lag. Jetzt wusste ich warum? Ein Blick in die Hafenkarte und ich hatte, froh im geschützten Hafen zu sein, einfach nicht nochmal die Karte kontrolliert. Da das zum Glück kein harter Sand war, das hätte ich ja deutlich gespürt, sondern weicher Schmodder, hatte ich das sanfte Eingraben von Schlump nicht bemerkt. Die Versuche mit Motorkraft frei zu kommen, waren völlig umsonst, da ich um 16.00 Uhr im Hafen war und die Ebbe schon begonnen hatte, so wurde das Wasser immer niedriger und auch ein Hafenmitarbeiter, der mit einem Motorboot kam, meinte, das mache keinen Sinn, da Schlump schon zu tief im Schmodder steckte, da könnte z.B. die Ruderanlage Schaden nehmen. Also warten auf das Hochwasser, dass seinen höchsten Punkt gegen 00.30 Uhr (englische Sommerzeit, eine Stunde früher als bei uns) erreichte. Mein Ärger über meine Unachtsamkeit legte sich etwas, da eine englische Segelyacht ebenfalls die Untiefe übersehen hatte und 10 m entfernt von mir festlagt. Geteiltes Leid, geteilte Freud. So war ich wenigsten nicht alleine. Und noch einen Vorteil hat so ein Watt liegen, man hat plötzlich Zeit und kann sich mit Dingen beschäftigen, die ich schon die ganze erledigen wollte, z.B. bei der Rollgenua (Vorsegel) die Leine verlängern, die hinteren Wanten (damit wird der Mast gehalten) nachspannen, in Ruhe ein Bier trinken und etwas essen.
Da Doris, die Vorbesitzerin meint, der Walter kann alles, habe ich sie angerufen und ihr gesagt, ich kann tatsächlich alles, nämlich auch im Hafen das Watt finden. So erkläre ich mich hiermit zum größten Wattsegler im Ramsgater Hafenwatt. Wie auf den Bildern zu sehen ist, war das zum Glück tiefer weicher Schlick, so sank Schlump weich ein und legte sich nur etwas zur Seite, ganz so wie im Hafen von Langeoog ( siehe früheren Blogeintrag), aber da gehörte das weiche Einsinken zum Plan. Hier nicht. Inzwischen war das Wasser wieder gestiegen und die Engländer neben mir kamen schon frei, die waren nicht ganz so tief im Schlick wie ich. Schräg gegenüber machten sie längsseits am Steg fest und baten die schon dort liegenden Yachten, sich etwas zu verholen (nach vorne oder hinten legen und so hatte ich einen freien längsseits Liegeplatz reserviert. Gegen 22.30 fing Schlump an, im steigenden Wasser zu schaukeln und ich konnte mit Motorkraft meinen "liebgewonnen" Liegeplatz zwei Stunden früher als erwartet, verlassen. Die netten Engländer erwarteten mich schon, nahmen die Festmachleinen an und erzählten, dass früher die Fischer von Ramsgate, diese Untiefe als kurzfristigen Festmachplatz nutzten. Also fast alles richtig gemacht, so wie die Fischer halt. Erleichtert und froh wieder frei zu sein, habe ich mich dann in die Plicht gesetzt, eine Cigarillo geraucht mit einigen Gläsern Rotwein.
Der/die geneigte Leser/in wird sagen, das hätte er doch sehen müssen, aber shit happens. Bei Ebbe kann man die Sandbank gut erkennen, aber bei Flut ist nichts zu sehen. |
Schlump im Ramsgater Hafenwatt! Auf die wird nur mit einer grünen Tonne hingewiesen, nicht als Entschuldigung für meinen Fehler, sondern als warnender Hinweis für andere Segler gedacht! |
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