Auf 6.45 Uhr waren die Wecker gestellt, aber um 6.40 Uhr war ich wach. Zufall oder doch etwas angespannt für meine erste Einhandschleusung und die erste Einhandfahrt durch die Waddensee?
So hatte ich noch Zeit für ausgiebiges Duschen und Frühstücken. Um 9.00 Uhr (kurz nach Hochwasser) war ich mit einigen anderen Segelbooten in der Schleuse, ich hatte am Vorabend an beiden Seiten eine Leine vom Heck (hinteres Ende) bis zum Bug (vordere Bootsspitze) ausgebracht, damit ich Schlump von der Mitte aus dirigieren konnte und im Griff hatte. Soweit die Theorie, aber es hat geklappt und die Nervosität ging zurück und ich konnte sogar noch ein Foto machen. Das Schleusenwasser hob die Schiffe um 2m, und danach gings durch die geöffnete Brücke in den Harlinger Vorhafen. Allerdings mussten alle Segelboote in den Seitenhafen ausweichen, denn es kam ein ziemlich großer Frachter von der See in den Hafen. Dann gings raus aufs Wattenmeer. Da Hochwasser sah es aus wie ein "normales" Meer. Übrigens sagen die Niederländer zum Meer See und zu einem See Meer. Seltsam oder? Und dann musste ich erst einmal das Schiff klarieren, also aufräumen. Die Leinen aufschießen (ordentlich zusammenlegen), die Fender (Schutzkissen für die Bordwand) reinholen und das Ganze langsam, ohne zu stolpern. Da hilft natürlich ein Autopilot, der das Schiff automatisch steuert, man drückt den aktuellen Kompasskurs (also die Richtung, in der das Schiff fahren soll) und kann das Schiff sich selbst überlassen, allerdings muss man ständig nach hinten und vorne Ausschau halten, denn der Autopilot erkennt keine Hindernisse! Bis dann die Segel gesetzt sind vergeht schon eine gute halbe Stunde, aber es ist wie es ist oder und es kost was es kost oder Stefan? Beruhigend war, das der Wind tatsächlich aus der richtigen Richtung blies, leider einen Tick zu schwach, deswegen musste zu 50% der Motor aushelfen. Knallig heiß wars! Und durch den Ebbstrom fährt Schlump ca. 20% schneller als normal. Deswegen war ich bereits um 14.00 Uhr in Texel. Sehr voller Hafen, aber inzwischen habe ich gelernt, dass man meistens noch irgendwo einen Platz findet und traue mich auch in relativ enge Winkel hinein, zur Erinnerung Schlump ist ein Langkieler, der a. sehr schwer bei Rückwärtsfahrt zu steuern ist und b. nicht auf dem Teller dreht, will heißen auch bei Vorwärtsfahrt etwas Raum braucht. Ganz anders als die modernen Segelbootentwürfe. Aber es ist wie es ist! Apropos Motor! Schon eine Zeit lang stören mich "klappernde" Motorgeräusche. Habe heute unterwegs alle Backskisten (das sind die hinteren Kofferräume) leergeräumt, die seitliche Klappe geöffnet, in der die Antriebswelle zur Schiffsschraube zu sehen und zu fühlen ist. Aber nichts gefunden. nach genauerem Hören, war ich mir dann sicher, dass es mit der Schraube zu tun hat. In Texel am Schwimmsteg festgemacht, habe ich dann zum ersten Mal Nordseewasser tuchgefühlt, angenehm warm und zur Schraube getaucht. Und siehe da, die hat Spiel. Dann bei meiner Heimatwerft, Werft Rammin in Barth/Ostsee angerufen. Der Chef war am Apparat und sagte, die Schraubenwelle muss Spiel haben, da diese gummigelagert ist. Zu den Klappergeräuschen konnte er natürlich nichts sagen. Vielleicht nehme ich die morgen mal auf und schicke sie per whatsapp. Aber erst einmal bin ich beruhigt, denn das Wellenspiel hatte mich erst einmal verunsichert. Mit dem Bordfahrrad habe ich Oudeschild erkundet, das ist der Ort direkt neben dem Hafen, auch sehr schön und mit viel alter Bausubstanz, für mehr hatte ich keine zeit, denn Texel ist immerhin die größte der westfriesischen Inseln. Eigentlich könnte ich heute im Päckchen liegen, denn andere würden mich nicht trampelnd stören, da mein Wecker um 6.00 Uhr klingelt, denn um mein morgiges Ziel Ijmuiden (ca. 40 sm) zu erreichen, sollte man eine halbe Stunde vor Hochwasser auslaufen und das ist um 7.30 Uhr. Dann wünsche ich mir und allen Lesern/innen eine gute Nacht.
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