7.30 Uhr aufstehen, Duschen, Brötchen holen und ausnahmsweise vor der Abfahrt frühstücken. Durch die Tide ist der Abfahrtszeitpunkt vorgegeben. Da wir in die Emsmündung flußaufwärts nach Delfzil/ Holland fahren wollten, mussten wir auf den Flutstrom warten, damit wir die Strömung mit uns haben und das war so gegen 9.30 Uhr, also genug Zeit für ein gemütliches Frühstück. Wind war 4 - 5 Bf vorhergesagt aus Süd bis Südwest, also voraussichtlich ein Segelkurs. Pünktlich um 9.30 Uhr legten wir ab, setzten noch im großen Hafenbecken das Großsegel und fuhren mit Motor ca. eine Meile bis zum Fahrwasser. Da hatten wir die Strömung noch gegen uns und was für eine, teilweise bis 3 Knoten, da Schlump unter Motor max. ca. 6 Knoten fährt, kamen wir nur mit 3 bis 3,5 Knoten voran. Kurz vor der Fahrwassertonne ( Fischerbalje) nahm der Strom noch etwas zu (der Schlump auch immer stark seitwärts versetzt, ähnlich wie beim Autofahren mit sehr starkem Seitenwind. Beeindruckend langsam schlichen wir ins Fahrwasser , aber dann! Mit Kurs 125 Grad, ungefähr Südost, setzten wir noch die Genua (das große Vorsegel) und wir rauschten mit Südwestwind bei blauem Himmel, Sonne mit weit über 8 Knoten Richtung Delfzil. Der Geschwindkeitsrekord unter Segeln über Grund war 9,3 Knoten, durchs Wasser immerhin fast 7 Knoten. Ab und zu war es etwas böig, aber Schlump steckt das ohne besonders zu murren, einfach weg und so hatten wir den schönsten Segeltag der bisherigen Tour. Natürlich waren noch viele andere Segelboote unterwegs (Sonntag!) und auch einige große Tanker, aber alles in gutem Abstand und wir waren überrascht welch großes und schönes Segelrevier die Emsmündung ist. Wegen des starken Flutstroms, der uns ständig mit 2 bis 3 Knoten unterstützte waren wir bereits gegen 13.00 Uhr in Delfzil. Unterwegs begegneten uns zweimal Seehunde, von der Kopfgröße waren es wohl eher Kegelrobben, die deutlich größer als Seehunde sind. Aber für ein Foto hat es nicht gereicht. Eigentlich wollten wir in Delfzil bleiben, aber bei der Vorbeifahrt zur Schleuse, die den Beginn/die Zufahrt der "stehenden Mastroute" darstellt/ermöglicht, sahen wir, dass die Schleusentore sich gerade öffneten, also kurz um entschieden und direkt in die Schleuse rein, mit noch zwei Segelbooten. Nach zwei Schleusen des Nordostseekanals, die dritte Schleuse mit etwas mehr Hub bzw. ging das Wasser ca. 1 m nach unten, aber alles sehr gemütlich und dann waren wir drin im Emskanal. ca. 200 km Kanal quer durch die schönsten Gebiete von Holland liegen vor uns. Die ca. 20 km bis Groningen sind die unsspektakulärsten und so war es auch. Wir hatten uns vor der Scheuse bei den anderen Segeler erkundigt, ob die Brücken auch sonntags geöffnet werden. Die meinten, das klappt. Und es hat geklappt, die ca. 4 Brücken bis Groningen öffneten sich wie von Geisterhand gesteuert immer, wenn wir kurz davor waren, das Geheimnis ist eine videogesteuerte Fernbedienung, die von irgendeiner Zentrale die Brücken für Sportboote öffnen. So waren wir gegen 16.30 Uhr schneller als erwartet an der Stadtgrenze von Groningen, genau gesagt an der Berlagebrug. Da waren allerdings 2 rote Ampellichter, das heißt, erst einmal keine Durchfahrt. Wir funkten die Zentrale an und erhielten die Auskunft, dass wir gegen 18.00 Uhr durchfahren können, aber die nächste ca. 1 km entfernte Brücke, die Oosterhavenbrug nicht mehr geöffnet wird, Sonntag! Also überlegten wir und entschlossen uns zu einem kleinen Motoryachthafen zu fahren. Wir legten erst einmal außen an, um nachzufragen, ob die Tiefe ausreicht und Platz für uns ist. Anfunken konnten wir den Hafen nicht, da die Häfen in Holland meistens über Kanal 31 erreichbar sind und aus für uns unerfindlichen Gründen die deutschen Funkgeräte den Kanal 31 gesperrt haben, die holländischen Geräte übrigens nicht. So ging Peter zum Hafenmeister und siehe da, genug Wassertiefe und auch ein Platz. Es stellte sich heraus, dass das ein ganz gemütlicher Hafen ist, 80% Motoryachten, aber keine Speed- und Protzboote, sondern schöne gemütliche Tourenyachten und alles eher familiär. So hilft einem der Zufall manchmal etwas Gutes zu entdecken, was man unter normalen Umständen gar nicht kennen gelernt hätte.
Eigentlich wollten wir uns zwei Rumpsteaks mit Brokkoli und Bratkartoffeln machen, aber nach einem langen Segeltag beschlossen wir mit den Bordfahrrädern ins Stadtzentrum zu fahren und dort fanden wir einen spanisch/mexikanisches Lokal mit gutem Essen, natürlich wieder mal viel zu viel.
Groningen ist eine schöne Stadt mit viel alter historischer Bausubstanz und ca. 40000 Studenten/innen. Aber davon morgen mehr!
Segeln bei Sonne und gutem Wind in der Emsmündung |
Peter steuert Schlump II Richtung Delfzil |
Im Hafen des Motoryachtclub von Groningen |
Toll toll toll!
AntwortenLöschenDu bist nicht nur ein guter und erfahrener Segler, sondern auch ein hervorragender Reporter! Es macht uns grossen Spass, mit Euch zu reisen.
Alles Liebe von der ganzen Crew der Ptithom3
Tina, Philippe, Nico und Tim
Vielen Dank für Euren lieben Kommentar, ob ein guter und erfahrener Segel, das wird sich erst am Ende der Reise feststellen lassen. Freue mich, dass Ihr an meiner/unserer Reise Anteil nehmt. Liebe Grüße Walter
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